Die Schuppenflechte (Plaque-Psoriasis) ist eine systemische, chronisch-entzündliche Erkrankung, die hauptsächlich Manifestationen an der Haut zeigt.1 Die Hautveränderungen (Plaques) können nur an einigen Stellen auftreten oder den ganzen Körper betreffen. Sie sind meist symmetrisch, scharf begrenzt, und sind mit weißen oder silbernen Schuppen bedeckt. Die Patienten leiden zudem unter Juckreiz, Stechen und Schmerzen.2
Weltweit leiden etwa 125 Millionen Menschen an Psoriasis.3 In Deutschland sind es über 2 Millionen.4
Die Schuppenflechte zählt zu den häufigsten Hauterkrankungen. Weltweit sind etwa 125 Millionen Menschen betroffen3, in Deutschland leben über zwei Millionen Psoriasis-Patienten.4
Männer und Frauen erkranken ähnlich häufig.2 Die Psoriasis wird in einen Frühtyp (Typ-I-Psoriasis) und einen Spättyp (Typ-II-Psoriasis) eingeteilt.
Während Betroffene mit Frühtyp vor allem zwischen der zweiten und dritten Lebensdekade erkranken, zeigt sich die Krankheit bei Psoriasis-Patienten mit Spättyp erst in der fünften bis sechsten Lebensdekade.5
Bei Plaque-Psoriasis verdickt und verhornt die Oberhaut (Epidermis) und es bilden sich gerötete, erhabene und schuppige Läsionen an der Hautoberfläche (Plaques) als Folge der unkontrollierten Teilung von Keratinozyten. Dies beeinträchtigt die Barrierefunktion der Haut. Die Plaques können überall am Körper auftreten.6 Besonders häufig betroffen sind die Kopfhaut und der Bereich hinter den Ohren, die Streckseiten der Unterarme und Unterschenkel (bes. Ellbogen und Knie), Rumpf, Gesicht, Handflächen, Sohlen und Nägel.2
Typische Symptome bei der Plaque-Psoriasis sind:2
Schuppung der Haut und/oder Kopfhaut
ist ein typisches Symptom der Plaque-
Psoriasis
Schwellung der Haut ist ein typisches
Symptom der Plaque-Psoriasis
Juckreiz ist ein typisches Symptom der
Plaque-Psoriasis
Brennen der Haut ist ein typisches
Symptom der Plaque-Psoriasis
Gerötete Haut ist ein typisches
Symptom der Plaque-Psoriasis
Blutung der Haut ist ein typisches
Symptom der Plaque-Psoriasis
Die Prävalenz der Nagelbeteiligung (Nagelpsoriasis) bei allen Psoriasis-Patienten mit unterschiedlichen Psoriasis-Formen liegt zwischen 4,2 und 69 %.2 Veränderungen der Nägel können zusammen mit dem Befall der Haut oder auch alleine auftreten und das einzige Symptom der Psoriasis sein. Die Nagelpsoriasis kann neben ästhetischen Einschränkungen zu Funktionseinschränkungen der Hände führen.2
Betroffene sind durch eine Psoriasis häufig stark in ihrer Lebensqualität beeinträchtigt.2 Oft leiden sie unter Brennen und Jucken der Plaques.2 Sind erkrankte Hautpartien für andere sichtbar, fühlen sich viele Patienten stigmatisiert und stark belastet.2 Die Erkrankung kann Betroffene physisch und auch mental ähnlich stark beeinträchtigen wie z. B. koronare Herzkrankheiten, maligne Erkrankungen oder Diabetes mellitus.7
Die Ergebnisse von Forsa-Umfragen in der deutschen Bevölkerung zeigen: In vielen Fällen waren die Befragten gegenüber Psoriasis-Patienten voreingenommen. Oftmals ist die Erkrankung noch nicht als solche akzeptiert. So würden zum Beispiel 27 % der Befragten keine Partnerschaft mit einem Betroffenen eingehen und 23 % der Befragten nicht mit einem Betroffenen ins Schwimmbad gehen.8 Die Lebensqualität ist bei etwa einem Drittel der Psoriasis-Patienten stark beeinträchtigt.9
Die Ursache der Psoriasis ist ungeklärt, es gibt allerdings Hinweise auf eine genetische Veranlagung.10 So geht man heute davon aus, dass ein Kind mit einem erkrankten Elternteil mit einer Wahrscheinlichkeit von 16 % ebenfalls erkrankt. Leiden beide Eltern an Schuppenflechte, steigt das Risiko auf ca. 50 %.11
Die Rolle des Immunsystems ist derzeit ein Hauptschwerpunkt der Forschung.2 Demnach nimmt die Interleukin (IL)-23/T17-Helferzellen (TH17)-Achse offenbar eine zentrale Rolle ein.12 Für die psoriatische Entzündung scheint IL-23 das entscheidende Zytokin im Immunsystem zu sein, das die Vermehrung und das Überleben der pathogenen TH17-Zellen reguliert.12 Sowohl IL-23 als auch TH17-Zellen sind in psoriatischen Plaques im Vergleich zu gesunder Haut vermehrt zu finden.13
IL-23 wird vor allem von dendritischen Zellen und Makrophagen produziert und bindet an den IL-23-Rezeptor der TH17-Zellen. Dadurch stimuliert es das Überleben und die vermehrte Teilung (Proliferation) der TH17-Zellen. Diese bilden daraufhin verschiedene weitere Zytokine, wie IL-17, IL 22 und TNF-α. Diese Effektorzytokine wirken auf die Keratinozyten ein und führen zu einer übermäßigen Teilung der Keratinozyten (pathologische Hyperproliferation) (Abbildung). In der Folge kommt es zur Bildung von Plaques, dem klinisch typischen Bild der Plaque Psoriasis.12
Zahlreiche äußere und innere Triggerfaktoren können einen Schub der Psoriasis auslösen, z. B. leichte Verletzungen, Sonnenbrand, Infektionen, Arzneimittel oder psychische Belastungen und Stress.2
Entzündungsprozess bei Psoriasis (mod. nach18).
Abhängig von der Art der Hautveränderungen, dem Erscheinungsort, dem Alter bei Erkrankungsbeginn und dem Krankheitsverlauf wird die Schuppenflechte in mehrere Formen unterteilt:2
Mit den Hauterscheinungen bei Schuppenflechte gehen häufig systemische Entzündungsreaktionen einher. So können zahlreiche Begleiterkrankungen entstehen.
Mann, der sich an sein schmerzendes Knie aufgrund einer Gelenkbeteiligung bei Psoriasis-Arthritis fasst
Etwa 30 % der Psoriasis-Patienten erkranken zusätzlich zu ihren Hauterscheinungen an einer Psoriasis-Arthritis (Abbildung), bei der es zu einer Entzündung der Gelenke kommt.15 Auch Übergewicht, Diabetes mellitus, Bluthochdruck bzw. Fettstoffwechselstörungen und in der Folge ein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko wurden bei Psoriasis-Patienten häufiger beobachtet als in der Normalbevölkerung.16 Das Risiko für rheumatoide Arthritis, Morbus Crohn, Depressionen bzw. Angststörungen ist bei Plaque-Psoriasis ebenfalls erhöht.17,18 Wichtig für die Betroffenen ist daher ein ganzheitliches Behandlungskonzept. Neben der medikamentösen Therapie können Patienten davon profitieren, wenn psychosoziale Probleme und Begleiterkrankungen in der Behandlung mitberücksichtigt werden und sie lernen, Triggerfaktoren für einen Schub zu vermeiden. Darüber hinaus sollte auf einen gesunden Lebensstil mit ausreichend Bewegung und gesunder Ernährung geachtet werden.
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Im Video gibt Frau Dr. med. Beate Schwarz einen Einblick in erkrankungs- und nichterkrankungsbedingte Risikofaktoren sowie das zeitliche Auftreten von Begleiterkrankungen einer Plaque-Psoriasis.
Erfahren Sie mehr über wichtige mögliche Begleiterkrankungen und deren Entstehung.
Die Diagnose der Psoriasis basiert vor allem auf dem klinischen Erscheinungsbild der Läsionen. So kann beispielsweise das Auspitz-Phänomen wegweisend sein: Werden Schuppen psoriatischer Plaques entfernt, kommt es zu multiplen, feinen Blutungen. Auch Hautveränderungen an den typischen Prädilektionsstellen sowie die Beteiligung der Nägel lassen auf eine Psoriasis schließen. Gelegentlich kann es für den Arzt schwierig sein, eine Schuppenflechte von einem nummulären Ekzem, Tinea oder einem kutanen Lupus zu unterscheiden, bei Psoriasis guttata ist Pityriasis rosea eine wichtige Differentialdiagnose. In seltenen Fällen muss eine Mycosis fungoides ausgeschlossen werden. Bei intertriginöser Lokalisation müssen Intertrigo und Candidiasis in Betracht gezogen werden. In manchen Fällen ist die histologische Beurteilung von Biopsien aus den Grenzregionen der Hautläsionen zur Diagnosestellung nötig.2
Der Schweregrad der Psoriasis wird häufig mit dem sogenannten PASI-Score (Psoriasis Area and Severity Index) ermittelt. Er beschreibt die Dicke, Schuppung und Rötung der psoriatischen Läsionen. Zudem berücksichtigt er das Ausmaß der Hautsymptome auf der betroffenen Körperoberfläche an Kopf, Rumpf, Armen und Beinen. Bei maximaler Schwere der Psoriasis kann der PASI einen Wert von 72 erreichen. Damit der Arzt die Wirksamkeit einer Behandlung beurteilen kann, wird heute in vielen klinischen Studien das PASI 90-Ansprechen herangezogen.
Eine Psoriasis-Therapie gilt demnach erst dann als „erfolgreich“, wenn eine Verbesserung um mindestens 90 % des Ausgangswertes erreicht wurde.19 Der PASI-Wert gibt keine direkte Auskunft über die psychische Belastung. Die Lebensqualität von Psoriasis-Patienten kann z. B. mit dem Patientenfragebogen DLQI (Dermatology Life Quality Index) erfasst werden. Auskunft über den Anteil der betroffenen Körperfläche bei Psoriasis gibt der BSA (Body Surface Area)-Wert.12
Symbolische Darstellung eines Menschen mit Markierungen auf Arm, Rumpf und Bein zur Bestimmung des Schweregrades der Plaque-Psoriasis
Als Folge neuer Erkenntnisse zur Pathogenese der Schuppenflechte im vergangenen Jahrzehnt hat sich das Therapiespektrum deutlich erweitert. Neben individuellen Faktoren richtet sich die Auswahl der Behandlungsoptionen bei Plaque-Psoriasis vor allem nach dem Schweregrad der Krankheit.20,21
* besondere Psoriasis-Manifestationen und Lokalisationen, diese sind: 1. deutlich sichtbare Körperregionen, wie Gesicht und Kopf, Unterarme, Hände und Fingernägel, 2. intertriginöse Körperregionen, wie Rima ani, Bauchfalten oder die submammären Bereiche, die ein erhöhtes Irritationspotential aufweisen und dadurch schmerzhaft sein können, 3. der Genitalbereich, 4. Plantarregion, häufig kombiniert mit ausgeprägter Rhagadenbildung im Fersenbereich und häufig infolgedessen schmerzbedingter Einschränkung der Gehstrecke.
Als Folge neuer Erkenntnisse zur Pathogenese der Schuppenflechte im vergangenen Jahrzehnt hat sich das Therapiespektrum deutlich erweitert. Neben individuellen Faktoren richtet sich die Auswahl der Behandlungsoptionen bei Plaque-Psoriasis vor allem nach dem Schweregrad der Krankheit.20,21
** z. B. bei besonders schwerer Ausprägung (z. B. PASI ≥ 20) oder rascher Verschlechterung oder schwerer Beteiligung der Nägel oder des Genitalbereichs oder der Kopfhaut oder besonders hoher Beeinträchtigung der Lebensqualität (z. B. DLQI ≥ 15)
Grundsätzlich gelten für Psoriasis-Patienten die gleichen Ernährungsempfehlungen wie für gesunde Personen. Allerdings weisen Studien auf einen Zusammenhang zwischen Körpergewicht und Krankheitsaktivität hin.22 Eine Studie zeigte beispielsweise, dass ein BMI-Wert > 25 das Risiko für die Entwicklung einer Psoriasis-Arthritis bei Psoriasis-Patient:innen erhöht.23 Daher sollten Erkrankte besonders auf eine ausgewogene Ernährung und ein gesundes Körpergewicht achten.
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) gibt folgende Empfehlung für die Zusammensetzung einer gesunden Ernährung in Abhängigkeit vom individuellen Energieverbrauch: Kohlenhydrate sollten einen Anteil von über 50 % des täglichen Energiewerts liefern. Die tägliche Aufnahme von Proteinen sollte 0,8 g Protein pro kg Körpergewicht ausmachen, was einem Anteil von etwa 10 % des Energiewerts ausmacht. Ca. 30 % des Energiewerts sollte durch Fette gedeckt werden.24
Die Psoriasis ist eine chronische, nicht heilbare Erkrankung mit schubförmigem Verlauf. Der natürliche Krankheitsverlauf der Psoriasis ist nicht vorhersehbar. Betroffene benötigen häufig lebenslang eine Behandlung.2
Ziel der Behandlung bei Schuppenflechte ist entsprechend der deutschen S3-Leitlinie die Erscheinungsfreiheit und damit die Abwesenheit von kutanen Symptomen.20 Als „minimales Therapieziel“ am Ende einer Induktionstherapie wird das Erreichen eines PASI 75-Ansprechens erachtet. Bei Vorliegen von Kriterien wie einer ausgeprägten Erkrankung von sichtbaren Arealen, ausgeprägten Erkrankung der Kopfhaut, Erkrankung des Genitalbereichs, Erkrankung der Handflächen und Fußsohlen, Onycholyse oder Onychodystrophie von mindestens zwei Fingernägeln, Jucken und damit einhergehendem Kratzen, oder dem Vorliegen therapieresistenter Plaques empfehlen die Autoren zudem, das Erreichen des individuell für diese Form der Beteiligung festgelegte Therapieziels (z.B. unter Verwendung entsprechender Scores wie dem NAPSI [Nail Psoriasis Severity Index]) zu prüfen und die Therapie bei nicht Erreichen entsprechend anzupassen.20
In klinischen Studien wird mittlerweile zumeist das Erreichen eines PASI 90-Ansprechens angestrebt.19 Für den Praxisalltag wird in der deutschen S3-Leitlinie das Erreichen eines absoluten PASI-Werts ≤ 3 oder eines DLQI ≤ 2 diskutiert.20
Im Onkoderm-Behandlungspfad wird die Fokussierung auf einen absoluten PASI-Wert empfohlen. Demnach ist in der täglichen Praxis bzw. in klinischen Studien zu beobachten, dass in der Dauertherapie zufriedenstellende DLQI-Werte < 3 bzw. DLQI 0 oder 1 bei einem Großteil der Patienten bei absoluten
PASI-Werten unter 3 zu erreichen sind. Therapieansprechen und Patientenzufriedenheit sollten alle drei Monate dokumentiert werden.
Liegt ein PASI < 3 vor, wird das Fortführen der Therapie empfohlen, gleiches gilt bei PASI 3 – 6 und einem DLQI ≤ 3. Wird bei einem PASI 3 – 6 ein DLQI ≥ 3 erfasst, oder liegt ein PASI > 6 vor, wird empfohlen, die Therapie zu modifizieren (Abbildung).
Onkoderm-Behandlungspfad bei Plaque-Psoriasis21
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat die Psoriasis im Jahr 2014 als besonders versorgungsrelevante, nicht ansteckende sowie chronische Erkrankung eingestuft. Obwohl die Ergebnisse der deutschlandweiten Studie PsoHealth 3 zeigen, dass in der Versorgung von Psoriasis-Patienten in den vergangenen Jahren große Fortschritte erzielt wurden, werden zahlreiche Betroffene nach wie vor nicht angemessen behandelt.4
Frau Dr. med. Yvonne Hoch fasst im Video wichtige Merkmale der chronisch-entzündlichen Hauterkrankung Plaque-Psoriasis kompakt für Sie zusammen. Neben dem Vorkommen und der Ätiopathogenese werden die Pathogenese und Pathophysiologie sowie die klinischen Typen der Plaque-Psoriasis verständlich erklärt.
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Mehr leben im Leben – Haralds Geschichte
Als Harald gerade mal 15 Jahre alt ist, ändert sich sein Leben schlagartig: Seine Haut schuppt sich großflächig, ist gerötet und entzündet sich. Die Diagnose ist Plaque-Psoriasis. Die Krankheit wird für ihn auch zu einer seelischen Belastung. Als er 2010 eine medikamentöse Therapie findet, die dauerhaft hilft, erhält er damit ein ganz neues Lebensgefühl.
Hier sehen Sie Haralds Geschichte zum Leben mit Schuppenflechte:
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