Die Einführung von modernen Therapien war ein wichtiger Meilenstein in der Versorgung von Patient:innen mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED). Mit ihnen besteht nun eine Vielzahl an Möglichkeiten, Morbus Crohn und Colitis ulcerosa zu therapieren. Gleichzeitig wird die Behandlung von CED-Patient:innen immer komplexer, da Krankheitsverläufe sehr unterschiedlich ausfallen können und die passende, patient:innenindividuelle Auswahl der Therapieoption immer wichtiger wird. Hier finden Sie Hintergründe zur Diagnose und Therapieoptionen von Morbus Crohn und Colititis ulcerosa.
Trotz auffälliger Klinik kann es dauern, bis die gesicherte Diagnose CED vorliegt. Die Diagnostik einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung umfasst häufig klinische, laborchemische, endoskopische, radiologische und pathomorphologische Untersuchungen.1,2 Ein diagnostischer Goldstandard fehlt bislang.3
Die Diagnostik einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung setzt sich aus verschiedenen Maßnahmen zusammen, die schließlich ein Gesamtbild ergeben:2,3
Entscheidend für die gesicherte Diagnose eines Morbus Crohn oder einer Colitis ulcerosa ist vor allem die Histopathologie. Die pathomorphologischen Kriterien ergeben sich aus einer Biopsieentnahme. Bei einer Minderheit der Patient:innen ist eine exakte Zuordnung zu einer der beiden Erkrankungen allerdings nicht möglich. Diese Form wird „indeterminierte Colitis“ genannt.2
Mögliche Untersuchungsmethoden zur Diagnose chronisch-entzündlicher Darmerkrankungen (CED)
Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen können patient:innenindividuell sehr unterschiedlich verlaufen. Nach einem ersten akuten Schub kann bei vielen Patient:innen eine längere Ruhephase auftreten.4 Bei einem Teil der Betroffene kann es zu einem steroidrefraktären Verlauf kommen, das heißt durch die kontinuierliche Gabe hoher Steroid-Dosen lässt sich kein therapeutischer Erfolg mehr erzielen und andere Behandlungsoptionen werden in Betracht gezogen. Bei anderen Patient:innen kann wiederum ein steroidabhängiger Verlauf eintreten.1
Klinische Parameter, die auf einen ungünstigen Verlauf bei Morbus Crohn hinweisen, sind ein jüngeres Alter bei Erstmanifestation (unter 40 Jahre), hohe CRP-Werte und perianale Läsionen (Marisken, Fissuren, Abszesse und Fisteln).1,5
Die Therapie von chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) sollte immer individuell an den Patient:innen angepasst werden. Behandlungsziele sind die Therapie des akuten Schubs und schließlich eine dauerhafte klinische Remission.2,5
Die Auswahlkriterien der Medikation oder Kombinationstherapie orientieren sich an Krankheitsschwere, -dauer und -verlauf sowie Lokalisation (endoskopisches Befallsmuster). Auch das Ansprechen auf vorangegangene Therapiemaßnahmen, aufgetretene Nebenwirkungen und weitere patient:innenindividuelle Faktoren (zum Beispiel Begleiterkrankungen) spielen bei der Therapieauswahl eine wichtige Rolle.2 Da die Patient:innen-Präferenzen für die Adhärenz entscheidend sind, sollten mögliche Therapieoptionen immer gemeinsam mit dem/der Patient:in abgestimmt und der/die Patient:in in den Entscheidungsprozess eingebunden werden.3,5
Zur Behandlung chronisch-entzündlicher Darmerkrankungen stehen verschiedene medikamentöse Therapiemaßnahmen zur Verfügung. Folgende Substanzklassen und Wirkstoffe können – je nach Schweregrad und Ausdehnung der Entzündung – eingesetzt werden:1,3,5
Bei Patient:innen mit mittelschwerer bis schwerer Krankheitsaktivität können auch diese Substanzklassen eingesetzt werden:
Neben der Anwendung können sich die Biologika vor allem hinsichtlich Wirkmechanismus und Angriffspunkt in der Immunkaskade unterscheiden.
Mögliche medikamentöse Therapieoptionen chronisch-entzündlicher Darmerkrankung
Die medikamentösen Therapiemöglichkeiten und -risiken sollten immer gegen eine operative Therapie abgewogen werden. Operative Maßnahmen erfolgen nur bei einem fulminanten Verlauf und wenn zwingend indiziert. Bei Morbus Crohn kann eine Ileozökalresektion in Betracht gezogen werden – ein chirurgisches Verfahren zur Entfernung (Resektion) von Teilen des letzten (distal) Dünndarmabschnitts und des Anfangs (proximal) des Dickdarms. Bei Colitis ulcerosa ohne Ansprechen auf die medikamentöse Therapie (therapierefraktär) hat sich die Proktokolektomie als Standardoperation etabliert. Als Proktokolektomie bezeichnet man die chirurgische Entfernung von Dickdarm und Mastdarm.3,5
Die Patient:innen sollen durch eine individuelle Therapie ein möglichst normales Leben führen können. Die Ziele sind eine umfassende Symptomlinderung und ein frühzeitiges und dauerhaftes Eindämmen der Entzündungsreaktionen. Das kann vor langfristigen strukturellen Schäden im Verdauungstrakt (einschließlich Folgeerkrankungen wie Neoplasien) schützen und Komplikationen wie Fistelbildung und Stenosen vermindern.2,5
Eine Abheilung der Schleimhäute kann u.a. auch dazu beitragen, dass die Erkrankung langsamer fortschreitet und die Patient:innen seltener ins Krankenhaus eingewiesen und operiert werden müssen.6
Eine adäquate Therapie kann die Lebensqualität von Patient:innen mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen ganz entscheidend verbessern. Neben der medikamentösen Therapie sollten psychosoziale Aspekte, die mit einer chronischen Erkrankung einhergehen können, z.B. in Form einer Psychotherapie einbezogen werden.2,5
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