Das nicht-kleinzellige Lungenkarzinom (engl. Non-Small Cell Lung Cancer, kurz: NSCLC) ist die häufigste Form des Lungenkrebses (Lungenkarzinom; Bronchialkarzinom).1 Dabei kommt es zu einer bösartigen (malignen) Neubildung des Lungengewebes.
Vor allem das Zigarettenrauchen steht in Zusammenhang mit dem Lungenkarzinom, d.h. es ist der wichtigste Risikofaktor.2 Nichtraucher können ebenfalls die Krankheit entwickeln, wenn sie zum Beispiel in hohem Maß Passivrauch, Luftverschmutzung oder Chemikalien ausgesetzt sind.2 Die Exposition gegenüber diesen Faktoren kann Mutationen in gesunden Zellen verursachen, das abnormale Zellwachstum und schließlich das Tumorwachstum fördern.2
Die Krankheit äußert sich häufig in (Blut-)Husten oder Atemnot, daneben können auch Symptome wie ein starker Gewichtsverlust eine Folge des Lungenkarzinom sein.2 Bei der Diagnose kommen verschiedene bildgebende Verfahren sowie Labor- und Gewebeuntersuchungen zum Einsatz.2
Die Möglichkeit Patienten mit Lungenkarzinom zu heilen, besteht in der Regel nur, wenn der Tumor früh erkannt wird und sich chirurgisch oder durch eine so genannte ablative Strahlentherapie entfernen lässt.2 Häufig wird das Lungenkarzinom aber erst in einem fortgeschrittenen Krankheitsstadium diagnostiziert, wenn sich bereits Metastasen gebildet haben.3 Die Krankheit ist dann nicht mehr heilbar.2 Der Anteil der Patienten mit Lungenkarzinom, die fünf Jahre nach der Diagnose noch leben, beträgt bei Frauen 22 % und bei Männern 17 %.5
Lange Zeit beschränkte sich die Behandlung in diesem fortgeschrittenen Stadium auf eine Chemotherapie und/oder Strahlentherapie. Mittlerweile stehen den behandelnden Ärzten aber zunehmend Arzneimittel zur Verfügung, die zielgerichtet wirken und individuell auf die Eigenschaften der Tumorzellen zugeschnitten sind. Dadurch hat sich die Prognose für diese Patienten verbessert.4
Die Heilungschancen für Patienten mit NSCLC sind umso größer, je früher der Tumor entdeckt wird. Da das Karzinom in der Regel erst im späten Stadium Beschwerden verursacht, wird es im Frühstadium fast immer zufällig erkannt.10
Derzeit existiert in Deutschland kein Programm zur Früherkennung des NSCLC. Die aktuelle AWMF-S3-Leitlinie „Prävention, Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Lungenkarzinoms“ aus 2018 empfiehlt beschwerdefreien Personen eine Lungenkarzinom-Früherkennung mittels so genannter Low-Dose-Computertomographie (eines Bildgebungsverfahren mit erheblich reduzierter Röntgenstrahlenbelastung), wenn sie einer der folgenden Risikogruppen angehören:11
Am Beginn der Diagnose steht zumeist ein ausführliches Anamnese-Gespräch (Beschwerden, Lebensgewohnheiten, frühere und familiäre Erkrankungen) sowie eine körperliche Untersuchung.12 Zur erweiterten Diagnostik zählen im Wesentlichen folgende Verfahren:
Die Stadieneinteilung des NSCLC erfolgt basierend auf der Größe des Primärtumors, der Beteiligung regionärer Lymphknoten und dem Vorliegen von Fernmetastasen. Es wird die für solide Tumoren übliche TNM-Klassifikation verwendet. Vier Stadien (I–IV) existieren, welche durch bestimmte Kombinationen von T-, N- und M-Charakteristika definiert sind und jeweils noch in die Unterstadien a, b bzw. a-c unterteilt werden.2
Die Gewebeanalyse von Tumorzellen zeigt, dass sich das NSCLC in drei große Untergruppen aufteilen lässt:
Das Adenokarzinom (Adenocarcinoma; Anteil ca. 55 %), das Plattenepithelkarzinom (Squamous Cell Carcinoma; Anteil ca. 25 %) sowie das großzellige Karzinom (Large Cell Carcinoma, Anteil ca. 5-10%).13 Die restlichen Fälle bilden eine Reihe heterogener Tumoren.13
Die Möglichkeiten der molekularbiologischen Untersuchungen von Tumorzellen haben sich in den letzten Jahrzehnten deutlich verbessert. Dadurch lässt sich immer präziser analysieren, welche genetischen Veränderungen (so genannte Treibermutationen) in Tumorzellen auftreten, die unkontrolliertes Wachstum und Vermehrung (Proliferation) sowie Metastasierung begünstigen. Beim NSCLC, wie auch bei vielen anderen Tumoren, betreffen diese Veränderungen primär Gene, die für so genannte zellregulatorische Proteine kodieren, d.h. Proteine, die Wachstums- und Vermehrungsprozesse in menschlichen Zellen steuern.15
Die Gewebeanalyse von Tumorzellen zeigt, dass sich das NSCLC in drei große Untergruppen aufteilen lässt:
Das Adenokarzinom (Adenocarcinoma; Anteil ca. 55 %), das Plattenepithelkarzinom (Squamous Cell Carcinoma; Anteil ca. 25 %) sowie das großzellige Karzinom (Large Cell Carcinoma, Anteil ca. 5-10%).13 Die restlichen Fälle bilden eine Reihe heterogener Tumoren.13
Bei Patienten mit NSCLC sind mittlerweile ca. ein Dutzend solcher Gene identifiziert worden, die im Zusammenhang mit dem Tumorwachstum stehen.16 Die untenstehende Abbildung zeigt diese und gibt an, wie häufig sie bei Menschen mit NSCLC genetisch verändert sind. Dabei lassen sich viele der Mutationen spezifisch einer NSCLC-Untergruppe (Adenokarzinom oder Plattenepithelkarzinom) zuordnen. So sind z.B. Veränderungen in den Genen EGFR, KRAS und ALK in der Regel mit einem Adenokarzinom assoziiert, während Veränderungen in den Genen PIK3CA und FGFR1 vor allem beim Plattenepithelkarzinom vorkommen.16 Da es sich um charakteristische, genetische Merkmale der Tumorzellen handelt, werden diese individuellen Genveränderungen auch als „Biomarker“ bezeichnet. Wie im anschließenden Abschnitt erläutert, spielen Treibermutationen in diesen Genen eine zentrale Rolle, um das NSCLC mit zielgerichteten Medikamenten behandeln zu können.
Mutationen im EGFR-Gen wurden beim NSCLC mit als erste onkogene Treiber identifiziert.27 Insertionsmutationen im Exon 20 (EGFR-Exon20ins) sind mit bis zu 12 % aller EGFR-Mutationen beim NSCLC die dritthäufigste aktivierende EGFR-Mutation nach der L858R-Substitutionsmutation im Exon 21 oder Deletionsmutationen im Exon 19.28 Bisher hatten Betroffene eine eher ungünstige Prognose: Ihnen steht nun erstmals eine zielgerichtete Therapie zur Verfügung.29
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Patienten mit NSCLC zu behandeln. Die Maßnahmen lassen sich zum einen in lokale, d.h. örtlich begrenzte, und systemische, d.h. im ganzen Körper wirkende, Therapien und zum anderen in medikamentöse und nicht-medikamentöse Therapien unterteilen. Häufig werden verschiedene Behandlungsverfahren kombiniert angewendet („multimodales Therapiekonzept“).2 Die Wahl richtet sich vor allem danach, wie fortgeschritten die Krankheit und wie der allgemeine Gesundheitszustand des Patienten ist.2
In frühen Stadien des NSCLC, wenn die Krankheit lokal begrenzt ist, kann der Tumor operativ entfernt werden. Dies kann nur ein kleines Lungensegment umfassen (Keilresektion), aber auch einen Lungenlappen (Lobektomie) oder – z.B. bei zentral gelegenen Tumoren – einen kompletten Lungenflügel (Pneumonektomie) betreffen, wobei die Lobektomie gegenüber der Pneumonektomie bei Möglichkeit bevorzugt werden sollte, vor allem aufgrund eines geringeren Risikos für Komplikationen und um die Lungenfunktion postoperativ besser zu erhalten.2,14 Eine Operation (in einigen Fällen die ablative Strahlentherapie) ist die zentrale Behandlungsform beim NSCLC, wenn es darum geht, den Patienten vollständig von seiner Krebserkrankung zu heilen (kurativer Therapieansatz).2
In diesem Stadium kann der Patient durch operative Entfernung des Tumors geheilt werden. Voraussetzung dafür ist aber, dass benachbarte Lymphknoten noch nicht befallen sind. Letztere werden in der Regel zusammen mit dem Tumor entfernt. Bei Patienten mit Adenokarzinom, die einen Tumor mit einem Mindestdurchmesser von 4 cm aufweisen, kann außerdem eine Chemotherapie im Anschluss an die Operation (adjuvante Chemotherapie) erwogen werden. Für den Fall, dass Patienten z. B. aufgrund von Begleiterkrankungen nicht operiert werden können, wird eine punktgenaue (stereotaktische) Bestrahlung des Tumors vorgenommen, die ebenfalls einen kurativen Ansatz verfolgt. Eine Bestrahlung wird auch bei Patienten nach einer Operation empfohlen, wenn der Tumor nicht vollständig entfernt werden konnte und eine Nachoperation nicht möglich ist.
Zuletzt geändert am: 30.08.2021
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Dieser Text wurde von Dr. Mehregan Nematian, Mitarbeiterin bei Janssen Deutschland und Mitglied des Janssen Expertenbeirats, geprüft. Lernen Sie unseren Expertenbeirat kennen.