"Nicht für die Schule, sondern das Leben lernen wir"
(Lucius Annaeus Seneca, röm. Philosoph)
Kinder lernen nicht nur in der Schule, sie lernen auch am Nachmittag! Dann findet das „soziale Lernen“ statt. Neben dem 1x1 gilt es auch, soziale Beziehungen aufbauen zu können. Kinder lernen dies im Kreis ihrer Freunde, im Fußballverein, bei Kindergeburtstagen, im Musikorchester oder anderen sozialen Gefügen. Kinder lernen, ihren eigenen Fähigkeiten zu vertrauen, nicht nur in der Schule, sondern auch im sozialen Umfeld. Kontinuierliche (Lern)-Erfolge steigern das Selbstbewusstsein.
Bleibt ADHS unbehandelt, könnte das unter Umständen negative Erlebnisse nach sich ziehen, wie zum Beispiel motorische Schwierigkeiten beim Spielen oder gar Isolation aus der Gruppe aufgrund seines Verhaltens und dadurch weniger Chancen sich in die Gemeinschaft zu integrieren.
Das Kind könnte durch diese Erlebnisse gute Erfahrungen in Frage stellen, wodurch sein Selbstwertgefühl ins Schwanken kommen kann.
Die Behandlung von ADHS stützt sich heute auf mehrere Säulen: Individuell kombiniert werden nach Aufklärung und Beratung aller Betroffenen, eine Psychotherapie, z.B. Verhaltenstherapie des Kindes, Eltern- und Lehrertraining sowie bei Bedarf eine medikamentöse Therapie.
ADHS, die Abkürzung für Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung, ist die häufigste psychiatrische Erkrankung bei jungen Menschen. Etwa vier bis sechs Prozent der Kinder und Jugendlichen zwischen 6 und 18 Jahre leiden darunter. Das sind in Deutschland etwa 500.000 Mädchen und Jungen, wobei Jungen häufiger an ADHS erkranken als Mädchen.
Charakteristische für die Erkrankung sind folgende drei Hauptsymptome:
Die einzelnen Symptome können jedoch unterschiedlich ausgeprägt sein und müssen nicht immer alle gleichzeitig auftreten. Die Symptome der Erkrankung können sich bei den Geschlechtern etwas unterscheiden: Während bei Jungen mit ADHS eher die Hyperaktivität im Vordergrund steht, sind bei Mädchen Aufmerksamkeitsstörungen, also Unaufmerksamkeit und Konzentrationsprobleme, typischer. Allerdings leidet nicht jedes unruhige oder unaufmerksame Kind gleich unter ADHS. Ob wirklich eine Erkrankung vorliegt, kann nur ein erfahrener Kinderarzt oder Kinder- und Jugendpsychiater nach intensiven Untersuchungen des Kindes feststellen. Im Allgemeinen aber gilt: Die Auffälligkeiten müssen über einen längeren Zeitraum (mindestens sechs Monate) und in verschiedenen Lebensbereichen des Kindes (Familie, Schule, Freizeit) auftreten, damit man wirklich von ADHS sprechen kann.
Wird eine ADHS nicht frühzeitig erkannt oder nicht richtig behandelt, kann das für die Betroffenen und ihre Familien weitreichende Folgen haben. Denn ADHS ist keine "Entwicklungsstörung", die sich von selbst wieder "auswächst". Zwar bilden sich bei etwa einem Drittel der betroffenen Kinder die Symptome mit dem Alter zurück, aber bei einigen ADHS-Betroffenen bleiben Symptome auch im Erwachsenenalter bestehen. Bleibt eine ADHS unbehandelt, kann das nicht nur für das Kind selbst schulische und soziale Folgen haben, auch die Familie und das soziale Umfeld können leiden.
Hyperaktivität
Die Hyperaktivität, also der gesteigerte Bewegungsdrang (motorische Unruhe) äußert sich vor allem darin, dass die Betroffenen fast ständig in Bewegung sind und sich nicht einmal für kurze Zeit still und ruhig beschäftigen können. Ein Kind mit ADHS zappelt ständig mit seinen Händen und Füßen ("Zappelphilipp"), rutscht und wippt auf dem Stuhl herum oder steht während des Unterrichts häufig unmotiviert auf.
Unaufmerksamkeit
Die Aufmerksamkeitsstörung bei der ADHS äußert sich darin, dass die Betroffenen häufige Flüchtigkeitsfehler begehen, oft wichtige Kleinigkeiten übersehen und Sachen verlieren. Insgesamt gesehen sind sie auffällig vergesslich und leicht von äußeren Reizen ablenkbar.
Störung der Impulskontrolle
Ein Kind mit ADHS fällt oft durch seinen extremen Rededrang auf. Er oder sie platzt ungefragt mit Äußerungen heraus, unterbricht andere und zeigt insgesamt ein übermäßig impulsives und ungeduldiges Verhalten.
Nach der derzeit gültigen Lehrmeinung beruht die ADHS auf einer Störung der neuronalen Funktion in Gehirnregionen, die für Konzentration, Wahrnehmung und Impulskontrolle zuständig sind. Hier ist das notwendige Gleichgewicht der Botenstoffe (Neurotransmitter) gestört. Diese Neurotransmitter verwenden die Nervenzellen, um Informationen weiterzugeben und zu verarbeiten.
Eine wichtige Rolle bei der Signalübertragung von einer Nervenzelle zur anderen spielen die beiden Botenstoffe Dopamin und Noradrenalin. Man geht davon aus, dass bei einer ADHS-Erkrankung Dopamin im Zwischenraum zwischen zwei Nervenzellen, dem sogenannten synaptischen Spalt, nicht in ausreichender Menge zur Verfügung steht. Die Unterversorgung mit diesem Botenstoff führt zu einer gestörten Informationsweiterleitung zwischen den Nervenzellen. Externe oder interne Reize kann das Gehirn deswegen nur schlecht oder unvollständig filtern: Die Fülle einströmender, unsortierter Reize führt dann zu einer permanenten Reizüberflutung im Gehirn des Kindes. Die Folgen sind die typischen ADHS-Symptome wie hyperaktives, unaufmerksames und impulsives Verhalten.
Problematisch ist es, wenn Kinder und Jugendliche mit ADHS auf ihre - auch für ihr Umfeld sehr belastenden - Symptome reduziert werden. Aber gerade Kinder mit ADHS haben viele positive Eigenschaften und Begabungen. Sie sind oft ausgesprochen kreativ, sehr hilfsbereit und haben oft einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn. Mitunter werden ihre Talente durch die ADHS-Symptome überdeckt. Künstlerische, handwerkliche oder sportliche Neigungen und Begabungen bleiben ungenutzt. Eine fachgerechte Therapie kann solche Fähigkeiten zu Tage fördern und dem Betroffenen Erfolgserlebnisse, ein stärkeres Selbstbewusstsein und mehr Selbstachtung schenken. Das wiederum ist die Grundlage für mehr Erfolg in der Schule, adäquates soziales Verhalten und soziale Integration. Damit aber aus kleinen Talenten mit ADHS auch starke Persönlichkeiten werden, ist eine Therapie der Erkrankung eine gute Grundvoraussetzung.
In den vergangenen Jahren haben sich die Möglichkeiten, eine ADHS angemessen zu behandeln, deutlich verbessert. Internationale Studien und Richtlinien empfehlen eine Kombination verschiedener Behandlungsbausteine im Rahmen einer so genannten multimodalen Therapie. Bei der Behandlung einer ADHS steht die Linderung der Symptome an erster Stelle. Durch eine Kombination von Maßnahmen gelingt es bei den allermeisten Patienten, die Hyperaktivität, die Konzentrationsprobleme und die überbordende Impulsivität in den Griff zu bekommen. Diese multimodale Therapie besteht aus drei Säulen:
In der Verhaltenstherapie lernt der junge Patient, auffällige und störende Verhaltensmuster abzubauen und gezielt durch neu erlernte zu ersetzen. Dazu suchen Therapeut und Patient gemeinsam nach Verhaltensweisen, die im Alltag zu diesem störenden Verhalten beitragen oder dieses verstärken. In einem zweiten Schritt lernt das Kind, sich und sein Verhalten bewusst wahrzunehmen, um sich anschließend besser kontrollieren können.
Der Erfolg einer Verhaltenstherapie setzt die aktive Mitarbeit des Patienten voraus. Der Behandlungserfolg kann dabei durch eine begleitende Therapie mit ADHS-Medikamenten erleichtert und verbessert werden.
Nicht immer ist es notwendig, bei ADHS gleich Medikamente einzusetzen. In manchen Fällen erleichtern oder ermöglichen Medikamente es aber erst, andere therapeutische oder pädagogische Maßnahmen sinnvoll durchzuführen. So können ADHS-Medikamente Störungen der Signalübertragung im Gehirn verbessern. Damit kann der Betroffene zum Beispiel Reize besser filtern, und die belastenden Symptome der ADHS werden reduziert. Das unterstützt pädagogische und verhaltenstherapeutische Maßnahmen.
Hier steht an allererster Stelle der Aufbau einer positiven Beziehung zum Kind, das ist selbstverständlich für die Eltern, es gilt aber auch für Lehrer und andere Bezugspersonen. Weiterhin ist es wichtig, dem Kind klare und eindeutige Regeln und eine definierte Tages- und Wochenstruktur zu geben. Mehr Hinweise dazu finden Sie im nächsten Abschnitt "Tipps".
Suchen Sie regelmäßig das Gespräch mit den Lehrern, Betreuern und Freunden Ihres Kindes. Dadurch können Sie und alle anderen Beteiligten die Situation Ihres Kindes besser einschätzen. Außerdem entwickeln die Personen, die mit Ihrem Kind Umgang haben, mehr Verständnis für die Besonderheiten Ihres Kindes und können besser darauf eingehen.
Vor allem bei hyperaktiven Kindern kann es helfen, ihnen Freiräume zu schaffen, in denen das Kind seinen Bewegungsdrang austoben und damit kanalisieren kann.
Motivieren Sie Ihr Kind zum Sport und ermöglichen Sie ihm zum Beispiel, zwischen konzentrierten Lernphasen seinem Bewegungsdrang nachzukommen.
Wenn Ihr Kind etwas gut macht - auch wenn es vielleicht unbedeutend ist - loben und belohnen Sie es. Weitere positive Impulse können Sie mit einem Belohnungssystem setzen.
Überlegen Sie gemeinsam, was Ihrem Kind Spaß macht. Fördern Sie besondere Talente wie Kreativität. Dadurch gewinnt Ihr Kind mehr Selbstbewusstsein (siehe oben).
Durch klare Regeln und Zeiten können Sie mehr Struktur in den Alltag bringen. So bringen kleine Tagesziele Ihrem Kind einen festen Rhythmus und es kann sich so z.B. bei den Hausaufgaben besser konzentrieren. Auch ein Wochenplan mit festen Terminen und Pflichten kann sehr nützlich sein.
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Bei Reisen ins Ausland dürfen Sie viele ADHS-Medikamente nur mitnehmen, wenn Sie eine "Bescheinigung für das Mitführen von Betäubungsmitteln im Rahmen einer ärztlichen Behandlung" mitführen. Welche Unterlagen Sie im Einzelnen benötigen, hängt davon ab, in welches Land Sie und wie lange Sie fahren. Auf der Internetseite des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) finden Sie alle wichtigen Informationen hierzu sowie die entsprechenden Formulare zum herunterladen.
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Zuletzt geändert am: 15.03.2021
Dieser Text entspricht den redaktionellen Standards der Janssen Medical Cloud. Hier erfahren Sie mehr über unsere redaktionellen Standards.
Dieser Text wurde von Dr. Ursula Kleine-Voßbeck, Mitarbeiterin bei Janssen Deutschland und Mitglied des Janssen Expertenbeirats, geprüft. Lernen Sie unseren Expertenbeirat kennen.