Theodore Woodward, Arzt, 1914–2005
Aufgrund unspezifischer Symptome wird Leichtketten(AL)-Amyloidose häufig spät im Verlauf erkannt. Die Erkrankung kann vielseitige Symptome aufweisen, welche in unterschiedliche Fachbereiche fallen. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit ist für eine frühe Diagnose von großer Bedeutung.
Entdecken Sie auf dieser Seite alle Informationen rund um die Symptome und Diagnose der AL-Amyloidose und finden Sie außerdem hilfreiche Materialien zum Download.
Die Symptome der AL-Amyloidose sind vielseitig und es können verschiedene Organe betroffen sein.
Eine frühe Diagnose ist bei der AL-Amyloidose entscheidend, aber zugleich eine Herausforderung. Lesen Sie hier, wie der Diagnoseweg verbessert werden kann.
Eine Behandlung der AL-Amyloidose kann die Lebenserwartung und Überlebenschancen der Patient:innen erhöhen.
Bei Amyloidosen handelt es sich um eine Gruppe seltener Erkrankungen, bei denen sich abnorm gefaltete Proteine als unlösliche Amyloidfibrillen ablagern. Es wird zwischen einer systemischen Amyloidose (Produktion- und Ablagerungsort verschieden) und einer lokalisierten Amyloidose (Produktion- und Ablagerungsort identisch) unterschieden. Differenzialdiagnostik zum Ausschluss anderer Amyloidosen ist vor der Therapieeinleitung von besonderer Bedeutung. Die Einteilung der Amyloidosen erfolgt anhand des amyloidogenen Proteins, wodurch die frühere Einteilung in primäre und sekundäre Amyloidose abgelöst wurde.1 Die systemische Leichtketten(AL)-Amyloidose ist die häufigste Form der Amyloidose, hier bestehen die abgelagerten Fibrillen aus veränderten Leichtketten. Es gibt AA-Amyloidose, bei der es zu einer vermehrten Bildung des Amyloid-A-Proteins kommt. Eine weitere Form der Amyloidose ist die Transthyretin(ATTR)-Amyloidose, die im Rahmen einer monogenetischen Erkrankung familiär auftreten kann. Bei der Transthyretin(ATTR)-Amyloidose verursacht ein Übermaß an normalem oder mutiertem Transthyretin (TTR, Transportprotein im Körper) die Amyloidablagerungen.4 Die ATTR-Amyloidose stellt die häufigste Differenzialdiagnose bei der AL-Amyloidose dar.1
Bei der AL-Amyloidose sollten Diagnostik und Therapieeinleitung zügig erfolgen, da die Erkrankung rasch voranschreitet und innerhalb weniger Monate zum Tode führen kann.2 Sowohl die Kombination mehrerer Befunde als auch einzelne Anzeichen können auf eine AL-Amyloidose hinweisen und eine dringliche fachärztliche Abklärung begründen.
Zur Häufigkeit der AL-Amyloidose liegen für Deutschland noch keine exakten Zahlen vor. In Nordamerika liegt ihre Inzidenz bei 5–13 Personen pro Million Einwohner/Jahr. Jährlich wird das Leben von zehntausenden Patient:innen in den USA und Europa durch eine AL-Amyloidose beeinflusst. Die Inzidenz der Erkrankung nimmt mit steigendem Lebensalter zu und Männer sind häufiger von einer AL-Amyloidose betroffen als Frauen.1
Bei der überwiegenden Mehrheit der Patient:innen entwickelt sich eine AL-Amyloidose aus Plasmazellerkrankungen wie der Monoklonalen Gammopathie oder einem asymptomatischen Multiplen Myelom.1
Nur in ca. 10 % der Fälle entsteht die AL-Amyloidose durch ein symptomatisches Multiples Myelom oder ein B-Zell-Lymphom. Eine monoklonale Gammopathie ist definiert durch den laborchemischen Nachweis kompletter oder inkompletter, monoklonaler Antikörper ohne klinische Symptomatik.6 Sie kann eine Vorstufe einer Amyloidose (aber auch eines Multiplen Myeloms oder Morbus Waldenström) sein, bei der schon entartete Zellen im Knochenmark vorhanden sind, allerdings in sehr geringer Anzahl, und noch keine Symptome feststellbar sind.6
Die AL-Amyloidose ist eine seltene, schwerwiegende chronische Erkrankung, der eine Fehlfaltung von Leichtketten zugrunde liegt.2 Leichtketten sind Bestandteile der Antikörper und damit Teil der Immunabwehr. Im Falle einer Amyloidose können diese Leichtketten jedoch unlösliche Fasern, sogenannte Amyloidfibrillen, bilden, die sich in lebenswichtigen Organen ansammeln und ablagern.3 Bei den ersten Symptomen handelt es sich häufig um eine unspezifische B-Symptomatik mit Müdigkeit, Inappetenz, Gewichtsverlust oder verringerte körperliche Belastbarkeit, weshalb in den seltensten Fällen (oder nur zufällig im Rahmen einer Biopsie) eine Frühdiagnose gelingt. Wenn die Patient:innen im Verlauf organbezogene Symptome entwickeln, liegt häufig bereits eine fortgeschrittenen Schädigung bzw. Störung der Organfunktion aufgrund der Amyloid-Ablagerungen vor. In der Regel ist nur ein Organ betroffen. Im Falle mehrerer beteiligter Organe hat deren Anzahl jedoch auch eine prognostische Relevanz im Hinblick auf das Überleben und die Lebenserwartung.1
der Patient:innen entwickeln im Verlauf organbezogene Symptome am Herzen (kardiale Symptome)
der Patient:innen entwickeln im Verlauf organbezogene Symptome an den Nieren
der Patient:innen entwickeln im Verlauf organbezogene Symptome an der Leber
der Patient:innen entwickeln im Verlauf organbezogene Symptome am Nervensystem
* Daten von 1339 Patienten mit diagnostizierter AL-Amyloidose3
Die folgenden Symptome können sich innerhalb von 6 bis 12 Monaten entwickeln.
Die AL-Amyloidose ist eine lebensbedrohende Erkrankung. Eine verzögerte Diagnosestellung ist direkt mit einem schlechteren Outcome verbunden.2,3,5
Die AL-Amyloidose ist nicht leicht zu erkennen. Sie verursacht eine Reihe unspezifischer Symptome, die den Körper auf unterschiedliche Weise beeinträchtigen können. Bei Patient:innen mit ersten Symptomen kann es bis zur Diagnose mehr als ein Jahr dauern, und ca. ein Drittel der Betroffenen hat vor der Diagnose schon mehr als 5 Ärzt:innen konsultiert.5,* Die frühe Diagnose ist jedoch essenziell, denn eine verzögerte Therapie ist oftmals mit schlechteren Therapieergebnissen sowie schlechterem Überleben verbunden.2,3,5
Eine ganzheitliche Betrachtung der Patient:innen unter Berücksichtigung aller Symptome ist bei der AL-Amyloidose entscheidend für eine frühe Diagnose und somit für die frühzeitige Einleitung der Therapie. Neben der körperliche Untersuchung werden u. a. Laboruntersuchungen zur Diagnose herangezogen. Die endgültige Diagnose der AL-Amyloidose ist nur anhand einer Gewebsbiopsie möglich, bei der die Amyloidablagerungen unter dem Mikroskop nachgewiesen werden.1 Man nutzt zur Diagnostik zum Beispiel Unterhautfettgewebe, es können aber manchmal auch gelagerte Gewebeproben verwendet werden, für die zuvor Gewebe für andere Untersuchungen entnommen wurde.1 Darüber hinaus können bildgebende Verfahren wie beispielsweise die Magnetresonanztomografie (MRT) eingesetzt werden.
*Ergebnis einer Umfrage mit 533 Teilnehmern (Patienten, Angehörige und Pfleger)
Patient:innen, bei denen eine AL-Amyloidose diagnostiziert wurde, haben auf dem Weg zur Diagnose unterschiedliche Erfahrungen gemacht. Der im Folgenden abgebildete hypothetische Weg eines Patienten namens „David“ zeigt, wie sich ein eine höhere Aufmerksamkeit für die Erkrankung sowie die verbesserte interdisziplinäre Zusammenarbeit auf die Diagnose der AL-Amyloidose auswirken können.
Interaktives PDF zu den klinischen Warnzeichen (Red Flags) der AL-Amyloidose bei Patient:innen mit MGUS und Smoldering Myeloma
Detaillierte Aufführung der Hinweise auf eine AL-Amyloidose zum Ausfüllen für Ihre individuellen Patient:innen
Hier finden Sie und Ihre Patient:innen Materialien, Podcast-Folgen, eine App und weitere Unterstützung zum Umgang mit AL-Amyloidose.
Wenn Sie als Ärzt:in mehr über die medikamentösen Therapieoptionen beim Multiplen Myelom erfahren möchten, melden Sie sich bitte mit Ihrem Account an. Aufgrund des Heilmittelwerbegsetzes ist es uns leider nicht gestattet, Fachkreisinformationen öffentlich bereitzustellen.
Desport E et al. Al amyloidosis. Orphanet J Rare Dis 2012;7(54):1-13.
Dispenzieri A, Merlini G. Immunoglobulin light chain systemic amyloidosis. Cancer Treat Res 2016; 169:273–318.
Johns Hopkins Medicine: Amyloidosis. Abgerufen unter: https://www.hopkinsmedicine.org/health/conditions-and-diseases/amyloidosis, letzter Zugriff am 07.08.2023.
Lousada I et al. Light chain amyloidosis: Patient experience survey from the Amyloidosis Research Consortium. Adv Ther 2015; 32(10):920–8.
Onkopedia-Leitlinien: Monoklonale Gammopathie unklarer Signifikanz (MGUS). Abgerufen unter: https://www.onkopedia.com/de/onkopedia/guidelines/monoklonale-gammopathie-unklarer-signifikanz-mgus/@@guideline/html/index.html,Stand Juni 2019, letzter Zugriff am 07.08.2023.
Merlini G et al. Systemic immunoglobulin light chain amyloidosis. Nat Rev Dis Primers 2018; 4(1):38.
Palladini G et al. Oral melphalan and dexamethasone grants extended survival with minimal toxicity in AL amyloidosis: long-term results of a risk-adapted approach. Haematologica 2014; 99(4):743–50.
Dittrich T et al. Prognosis and staging of AL amyloidosis. Acta Haematol 2020; 143(4):388–400.